Autoguiding (Automatische, kontrollierte Nachführung)



Wenn man die Montierung auf einen Stern ausrichtet und die motorische Nachführung ohne weitere Kontrolle laufen läßt, dann fällt nach kurzer Zeit einer der Nachführfehler sofort auf. Der Stern wandert im Okular langsam in eine Richtung davon, bleibt stehen, um dann wieder zum Ausgangspunkt zurückzuwandern. Was man beobachtet ist der sog. "Periodischer Schneckenfehler". Es handelt sich dabei um sehr kleine Abweichungen , die visuell kaum stören, aber die Aufnahmequalität eines Astrofotos sehr negativ beeinflussen.



1. Periodischer Fehler (PE - Periodical Error), Pendelfehler oder Schneckenfehler:

Die Achsen der parallaktische Montierung GP-DX werden über Schneckengetriebe bewegt, bestehend aus
je einer Schnecke und je einem Schneckenrad. Bei einer Umdrehung der Schnecke dreht sich das Schneckenrad um einen Zahn weiter. Jedes Schneckengetriebe hat fertigungsbedingt einen periodischen Fehler, so daß die Montierung sich nicht gleichmäßig mit den Sternen mitbewegt. Die Montierung läuft mal schneller und mal langsamer d.h. das Himmelsobjekt pendelt um die Sollposition. Der PE beruht auf der Zahngeometrie (Evolventenverzahnung), auf ungenau gefertigten Zahnflanken der Schnecke, des Schneckenrades sowie auf Ungenauigkeiten im Rundlauf der Schnecke. Diese Fehler wiederholen sich periodisch bei jeder Schnecken-Umdrehung, bei der Montierung GP-DX alle 10 Minuten.
Die Periode eine Schneckendrehung ergibt sich aus:
Ein Sterntag mit 86164sec : Zähnezahl des Schneckenrades mit 144 ergibt eine Periode von 598,36 sec  (ca 10min.)




2. Grafische Darstellung des Schneckenfehlers PE:

Die Grafik zeigt den Schneckenfehler
in der Stundenachse meiner GP-DX Montierung  (RA-Achse blau).
Wie erhält man eine solche Grafik? Dazu wird eine Videokamera, z.B. eine Webcam, statt eines Okulars verwendet. Die Webcam wird über ein USB-Kabel an einen Computer angeschlossen. Bei laufender Nachführung wird mit einer Aufnahme-Software fortlaufend jede Sekunde ein Bild des eingestellten Sternes aufgenommen. Die Positionen des Sternes auf dem CCD-Chip werden ausgelesen und als x- und y-Koordinaten abgespeichert. Diese Meßdaten werden mit dem Programm MS-Excel ausgewertet und in einer Grafik ausgedruckt. Der Verlauf der blauen RA-Kurve zeigt hier tendenziell nach unten und enthält eine linearen Trendlinie (y = - 0,0078x - 2,8086), die mit dem Programm MS-Excel generiert wurde. In einem nächsten Schritt wird die blaue RA-Kurve entsprechend der Trendlinie "begradigt" .




Die korrigierten RA-Meßdaten führen zu einer "begradigten" blauen RA-Kurve. Der absolute Wert des Schneckenfehlers in RA-Richtung
beträgt nun ca. +/- 12 Bogensekunden. Gemessen wurde über einen Zeitraum von 1200 sec (= 2x10 min) entspr. 2 Schnecken-Umdrehungen. In der roten DE-Kurve erkennt man eine leichte Drift, die auf eine ungenaue Polausrichtung der RA-Achse hinweist. Die rote DE-Kurve läßt auch das herrschende Seeing von ca 2 Bogensekunden erkennen. Die blaue RA-Kurve zeigt in der Grundschwingung einen sinusförmigen Verlauf und ist ebenfalls vom Seeing überlagert. Seeing-Probleme, also die Luftunruhe, lassen die Kurven immer sehr zackenreich aussehen. Diese Ausreißer sind nicht der Montierung anzulasten.






3. Autoguiding

Ein Autoguider in Form einer kleinen CCD-Kamera, z.B. Lodestar von StarlightXPress, 
analysiert ca. 1-mal pro Sekunde ein Bild des Guiderchips. Dabei erfaßt sie die Position des Leitsterns auf dem Chip, kontolliert dessen Positionen und bei Abweichungen schickt sie die passenden Korrektur-Impulse an beide Motore der Montierung. Dieses Regelsystem arbeitet mit hoher Präzession, so daß die Montierung mit entsprechenden Steuerbefehlen gegensteuern kann. So werden die Abweichungen im späteren Bild der Hauptkamera nicht sichtbar. Auch eine kleine Drift in der Deklination, durch eine ungenaue Einnordung der Montierung, wird der Autoguider ausgleichen können. Die Korrektur-Geschwindigkeit der Montierung liegt bei etwa 0,5 facher Nachführgeschwindigkeit. Damit das Regelsystem nicht überreagiert, werden nur sehr kleine Korrekturen, allerdings in kurzen Zeitabständen durchgeführt. In der Software MaxImDL ist im Autoguidingteil ein automatischer Kalibrierungslauf vorgesehen. Die Software bewegt hierbei die Montierung automatisch in alle 4 Richtungen. Bei diesem Vorgang wird die Drift des Leitsternes bewertet und die Geschwindigkeit des Leitsternes auf dem Guiderchip gemessen. Diese Kalibrierung muß aktualisiert werden, wenn die Einbauposition der Guidingkamera verändert wurde.




Zwei Möglichkeiten für das Autoguiding:

Leitrohr

Off-Axis-Guider


Wird fortgesetzt: